Blass und mit vor ungläubigem Blick schaute ich ihn an
als er zurückkam. Die Stille im Raum war drückend. Niemand von uns sagte etwas.
‚Ist das wahr?‘, flüsterte ich an seinen besten Freund gewandt. Er seufzte
erleichtert ‚Jedes Wort. Jedes.‘ Jedes Wort.. Diese 2 Worte hallten in meinem
Kopf wieder wie ein Mantra.
Jedes Wort. Jedes Wort. Jedes Wort. Ich war wie zu
Salzsäure erstarrt und konnte nicht sprechen. Hätte das Gefühl das ich
aufgehört habe zu atmen.
Jedes Wort. Jedes Wort. Wie ein Rauschen was alles um
mich herum gedämpft klingen ließ, wiederholte ich stumm diese Worte. Immer und
immer wieder. Gedämpft hörte ich wie er die Stille durchbrach. ‚Was ist los,
Leute? Wieso seid ihr so still?‘ Gedämpftes murmeln aber keine Antwort drang
durch die mittlerweile drückende Stille um uns. ‚Was ist – Hey, hey alles
okay?‘ Ich spürte wie mich jemand an der Schulter berührte und sich eine Hand
an meine Wange legte.
Jedes Wort. ‚Was
ist mit ihr? Was – Was ist hier los? Antwortet mir mal bitte jemand ?!‘ Die
Stimme wurde mit jedem Wort verzweifelter. ‚Wir haben euch gehört. Alles.‘ kam
es dann von einer Stimme neben mir.
Jedes. Wort. Ich blinzelte und als ich endlich wieder
sah. Wirklich sah. War das erste was ich erblickte sein Gesicht. Direkt vor
meinem. Nah genug das ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spürte. Er sah
mich nicht an sondern blickte zu der Person rechts von mir. Ich versuchte mich
zu erinnern wer dort saß, konnte mich aber nur auf sein Gesicht konzentrieren.
Dieses Gesicht. An dem ich jede Einzelheit liebe. Diese wunderbaren Augen.
Augen in die ich jeden Tag schauen will. Augen dessen Farbe mir vertrauter
sind, als die meiner eigenen. Augen denen ich vertraue. Augen die ich kenne.
Augen in denen ich mich so gerne spiegeln würde.
Er blinzelte und schaute mich an. Schaute mich richtig
an. Er räusperte sich und gebrochen war der Moment. ‚Ich schätze dann willst du
jetzt mit mir reden?‘ Weiterhin unfähig zu reden nickte ich. Ich stand auf und folgte
ihm. Doch noch während ich hinter ihm in Richtung Tür lief wurde mir bewusst:
Ich wollte nicht mit ihm reden. Nicht jetzt. Wir hätten noch genug Zeit zu
reden. Später. Ohne bewusst darüber nachzudenken hielt ich ihn auf und stellte
mich vor ihn. Ich blickte hoch in diese Augen und noch ehe mir bewusst wurde
was ich sagen wollte, hörte ich auch schon wie meinen Mund die Worte: ‚Nein.
Nein ich will nicht mit dir reden.‘ verließen. Ich hatte ihm die Hände auf die
Brust gelegt damit er stehen blieb und spürte nun wie sich seine Muskeln unter
meinen Händen verkrampften. Seine Augen wurden eine Spur dunkler und sein Blick
verdüsterte sich. Bevor er auch nur ein Wort sagen konnte lächelte ich und
legte meine Arme um seinen Hals. Dann ging alles so schnell das ich nicht mehr
sagen kann ob es eine bewusste Entscheidung war oder … etwas anderes. Ich
stellte mich auf die Zehenspitzen und legte meine Lippen auf seine. Danach
verschwamm alles. Die Welt um mich herum. Meine Schmerzenden Knie. Alles verlor
an Bedeutung. Zeit war nicht mehr existent. Raum war nur noch eine leere
Floskel. Erdanziehungskraft war ein Witz, das einzige was mich noch auf diesem
Planeten, diesem Boden, im Hier hielt war Er. Dieses Gefühl seiner Lippen auf
meinen. Ich wusste nicht mehr wie ich vorher ohne ihn gelebt habe. Es erschien
mir wie ein Wunder das ich ohne ihn ein ganzer Mensch war. Ich kam mir erst in
diesem Moment wie ein Mensch vor. Zu schnell endete dieser Moment auch wieder.
Ich löste mich von ihm auch wenn es beinahe körperlich schmerzte.
‚Das. Genau das erschien mir in dieser Situation viel
passender‘ murmelte ich danach an seine Brust. Er stand einfach nur vor mir.
Seine Hände noch auf meiner Taille. Lange blieb es still. Mir schien als könnte
ich die staunende Blicke unserer Freunde förmlich hören. Schließlich spürte ich
wie er lächelte und seine Lippen in meine Haare murmelten. ‚Ja. Sehr passend.‘
Als ich die Augen öffne ist es dunkel. Nur die Sterne die
an meiner Decke kleben erleuchten mein Zimmer. Resigniert seufze ich und
schließe die Augen. Ein Traum. Was auch sonst.
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