Mai 08, 2015



Blass und mit vor ungläubigem Blick schaute ich ihn an als er zurückkam. Die Stille im Raum war drückend. Niemand von uns sagte etwas. ‚Ist das wahr?‘, flüsterte ich an seinen besten Freund gewandt. Er seufzte erleichtert ‚Jedes Wort. Jedes.‘ Jedes Wort.. Diese 2 Worte hallten in meinem Kopf wieder wie ein Mantra.
Jedes Wort. Jedes Wort. Jedes Wort. Ich war wie zu Salzsäure erstarrt und konnte nicht sprechen. Hätte das Gefühl das ich aufgehört habe zu atmen.
Jedes Wort. Jedes Wort. Wie ein Rauschen was alles um mich herum gedämpft klingen ließ, wiederholte ich stumm diese Worte. Immer und immer wieder. Gedämpft hörte ich wie er die Stille durchbrach. ‚Was ist los, Leute? Wieso seid ihr so still?‘ Gedämpftes murmeln aber keine Antwort drang durch die mittlerweile drückende Stille um uns. ‚Was ist – Hey, hey alles okay?‘ Ich spürte wie mich jemand an der Schulter berührte und sich eine Hand an meine Wange legte.
 Jedes Wort. ‚Was ist mit ihr? Was – Was ist hier los? Antwortet mir mal bitte jemand ?!‘ Die Stimme wurde mit jedem Wort verzweifelter. ‚Wir haben euch gehört. Alles.‘ kam es dann von einer Stimme neben mir.
Jedes. Wort. Ich blinzelte und als ich endlich wieder sah. Wirklich sah. War das erste was ich erblickte sein Gesicht. Direkt vor meinem. Nah genug das ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spürte. Er sah mich nicht an sondern blickte zu der Person rechts von mir. Ich versuchte mich zu erinnern wer dort saß, konnte mich aber nur auf sein Gesicht konzentrieren. Dieses Gesicht. An dem ich jede Einzelheit liebe. Diese wunderbaren Augen. Augen in die ich jeden Tag schauen will. Augen dessen Farbe mir vertrauter sind, als die meiner eigenen. Augen denen ich vertraue. Augen die ich kenne. Augen in denen ich mich so gerne spiegeln würde.
Er blinzelte und schaute mich an. Schaute mich richtig an. Er räusperte sich und gebrochen war der Moment. ‚Ich schätze dann willst du jetzt mit mir reden?‘ Weiterhin unfähig zu reden nickte ich. Ich stand auf und folgte ihm. Doch noch während ich hinter ihm in Richtung Tür lief wurde mir bewusst: Ich wollte nicht mit ihm reden. Nicht jetzt. Wir hätten noch genug Zeit zu reden. Später. Ohne bewusst darüber nachzudenken hielt ich ihn auf und stellte mich vor ihn. Ich blickte hoch in diese Augen und noch ehe mir bewusst wurde was ich sagen wollte, hörte ich auch schon wie meinen Mund die Worte: ‚Nein. Nein ich will nicht mit dir reden.‘ verließen. Ich hatte ihm die Hände auf die Brust gelegt damit er stehen blieb und spürte nun wie sich seine Muskeln unter meinen Händen verkrampften. Seine Augen wurden eine Spur dunkler und sein Blick verdüsterte sich. Bevor er auch nur ein Wort sagen konnte lächelte ich und legte meine Arme um seinen Hals. Dann ging alles so schnell das ich nicht mehr sagen kann ob es eine bewusste Entscheidung war oder … etwas anderes. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und legte meine Lippen auf seine. Danach verschwamm alles. Die Welt um mich herum. Meine Schmerzenden Knie. Alles verlor an Bedeutung. Zeit war nicht mehr existent. Raum war nur noch eine leere Floskel. Erdanziehungskraft war ein Witz, das einzige was mich noch auf diesem Planeten, diesem Boden, im Hier hielt war Er. Dieses Gefühl seiner Lippen auf meinen. Ich wusste nicht mehr wie ich vorher ohne ihn gelebt habe. Es erschien mir wie ein Wunder das ich ohne ihn ein ganzer Mensch war. Ich kam mir erst in diesem Moment wie ein Mensch vor. Zu schnell endete dieser Moment auch wieder. Ich löste mich von ihm auch wenn es beinahe körperlich schmerzte.
‚Das. Genau das erschien mir in dieser Situation viel passender‘ murmelte ich danach an seine Brust. Er stand einfach nur vor mir. Seine Hände noch auf meiner Taille. Lange blieb es still. Mir schien als könnte ich die staunende Blicke unserer Freunde förmlich hören. Schließlich spürte ich wie er lächelte und seine Lippen in meine Haare murmelten. ‚Ja. Sehr passend.‘

Als ich die Augen öffne ist es dunkel. Nur die Sterne die an meiner Decke kleben erleuchten mein Zimmer. Resigniert seufze ich und schließe die Augen. Ein Traum. Was auch sonst.

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